Europäisches Kulturerbejahr 2018- sharing heritage
Europäisches Kulturerbejahr 2018 - sharing heritage
Wer weiß schon, dass seit dem Mittelalter Frauen die Geschicke der Stadt Herford bestimmt haben? Wer weiß schon, dass die „frouwen“ von Herford europaweit bis ins Baltikum hinein vernetzt waren? Europa ohne Grenzen- das war schon damals so. Diesen Spuren gehen Kundschafterreisen des Geschichtsvereins Herford in Kooperation mit Schulen des Kreis Herfords nach Island, England und Frankreich nach. Das Projekt wird angesichts des europäischen Kulturerbejahres 2018 vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert. Schülerinnen der Mittelstufe des beruflichen Gymnasiums Gesundheit des Anna-Siemsen-Berufskollegs haben zusammen mit Schülerinnen des Elisabeth von der Pfalz Berufskollegs und den begleitenden Lehrkräften Frau Heinis und Frau Cost die Kundschafterreise nach Frankreich mit Unterstützung des Geschichtsvereins Herford vom 6.-10.5.2018 organisiert und durchgeführt.
Zuerst ging es in ein Frauenkloster Jouarre, das schon 200 Jahre vor dem Frauenkloster in Herford gegründet wurde. Dort wurde uns von Sr.Christine, die zum Glück als ehemalige Deutschlehrerin gut Deutsch konnte, das Kloster gezeigt. Mit ihr führten wir auch ein Gespräch und erfuhren viel von der Geschichte, dem Ordensleben der Schwestern und die Motivation, dort einzutreten. Wir nahmen an den Stundengebeten teil und hörten in einem deutsch französischen Gottesdienst, wie wir als deutsche Freunde willkommen geheißen wurden, wo früher über Jahrhunderte „Deutsche“ gleichgesetzt wurde mit Feinden. Auch der Vertreter der deutsch französischen Beziehungen in der Nationalversammlung, den wir an Feierlichkeiten des Ende des 2. Weltkrieges begegnen konnten, betonte die deutsch französische Freundschaft. In einem ehemaligen Kalksandsteinbruch, wo französische Soldaten des 1. Weltkrieges gelebt haben aber auch in einem Museum in Compiegne konnten wir die Schrecken des 1. Weltkrieges aber auch die Zeiten des 2. Weltkrieges erahnen und anschaulich erfahren. In Soissons lebten wir in einem ehemaligen Landwirtschaftsbetriebs des Mutterklosters von Herford, das seinerzeit das größte Frauenkloster in Nordfrankreich war, seit der französischen Revolution aber fast restlos zerstört wurde. Soissons mit seinen alten Klöstern und der Kathedrale gefiel uns sehr gut. Im Jahre 860 waren Reliquien der Pusinna, die im Mittelalter auch dort verehrt wurde, unter Äbtissin Hedwig nach Herford gebracht worden, um Herford als Wallfahrtsort aufzuwerten. Spuren dieser Pusinna suchten wir, die noch heute in Kapitellen und Fenstern der Herforder Kirchen und Kapellen nachzuweisen ist. So bekannt diese Heilige in Sachsen im Mittelalter war, so stark geriet sie in Frankreich in Vergessenheit. Weder die Schwestern kannten sie noch wusste die Fremdenführerin Meike etwas von ihr, obwohl einige der Orte der Region auf Pusinnas Geschwister Rückschlüsse zulassen. Pusinnas Grabplatte und ein Pusinnafenster fanden wir in einer Abstellkammer einer Kirche in Binson sur Marne. In Frankreich sprachen wir Einladungen zum Stiftstag am 9.9.18 aus und lassen uns überraschen, wer die Einladung schlussendlich annehmen wird. An diesem Tag stellen wir auch unsere Ergebnisse in Form einer Projektpräsentation vor. Insgesamt war es eine eindrucksvolle, interessante Reise, auf der wir viel gelernt und sogar neue Freundschaften geschlossen haben. Nicht zuletzt spielte das tolle Wetter mit!
Viele weitere Fotos zur Reise finden Sie auf dem Instagram-Account.
Zudem möchten wir auch noch auf den am 28. April erschienenen Artikel in der NW hinweisen.