Hündin „Happy“ begrüßt Ministerin
Die Sommerferien sind zu Ende, für rund 2,5 Millionen Schülerinnen und Schüler hat in Nordrhein-Westfalen die Schule wieder begonnen. Viele Herausforderungen sind auch nach den sechseinhalb Wochen geblieben. Etwa, dass 6.700 Lehrstellen unbesetzt sind. Was gegen den Lehrermangel getan werden muss, erklärte Dorothee Feller im Anna-Siemsen-Berufskolleg. Die NRW-Ministerin für Schule und Bildung hat am Mittwoch drei Schulen im Kreis besucht - und mit dem Rundgang drei ganz unterschiedliche Systeme gezeigt bekommen.
Auf Einladung von Landrat Jürgen Müller kam die Schul- und Bildungsministerin in den Kreis Herford. Start der Tour war die Grundschule Bustedt in Bünde. Der erste Besuch passte zum erklärten Ziel von Dorothee Feller - sie will die Grundschulen verstärkt in den Mittelpunkt stellen. "Sie legen das Fundament, auf dem die Bildung unserer Schülerinnen und Schüler aufbaut. Nur wenn der Grundstock aus Lesen, Schreiben und Rechnen in den Grundschulen gut angelegt wird, kann er später Früchte tragen", sagte Feller in der Pressekonferenz kurz vor Beginn des neuen Schuljahres. In Bustedt zeigte sie sich beeindruckt vom hohen Engagement der Grundschulleiterin Bettina Wolff und deren Mitarbeitenden. "Sie haben gezeigt, wie wichtig der Austausch zwischen Kindergarten und Grundschule ist." Der Übergang von Kita zur Schule stelle einen wichtigen Abschnitt in der Entwicklung der Kinder dar. Von einer vertrauten Umgebung geht es ins Fremde. Es sei wichtig, die Kinder und Eltern bei diesem Schritt zu begleiten, heißt es von der Bünder Schule. Ein Aspekt dabei ist die "ReiS-Förderung". Zwischen Oster- und Sommerferien bekommen Kinder, die im mathematischen Bereich Defizite haben, eine Förderung, um fit in den Basiskompetenzen zu werden. "Rechenförderung im System" heißt das Projekt in Bustedt, das den Schulanfängern mindestens eine Förderstunde pro Woche ermöglicht. "Das hat mich sehr ermutigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind", sagte Feller.
Im Johannes-Falk-Haus in Hiddenhausen ist der Ministerin zurückgespiegelt worden, wie wichtig eine eigenständige Förderschule ist. Für einige Kinder sei dieser geschützte Rahmen unerlässlich. Und auch viele Eltern möchten ihr Kind lieber an einer Förderschule als an einer Regelschule sehen. "Wir wollen beides - gemeinsames Lernen und die Förderschule", sagte Feller zum Thema Inklusion. Eltern sollen sich demnach frei entscheiden können, wohin sie ihr Kind schicken.
Den Abschluss der Rundfahrt durchs Schulsystem bildete das Anna-Siemsen-Berufskolleg. Das Kolleg werde als Schulform oftmals unterschätzt. Feller: "Als Laie ist das System schwer zu durchschauen." Das weiß auch Schulleiter André Kaiser und richtet einen Wunsch an die NRW-Ministerin. "Mein Wunsch ist es, dass das Berufskolleg als das wahrgenommen wird, was es ist." Unter einem Dach sind alle Schulformen vereint. "Das muss in die Gesellschaft getragen werden."
Ganz neu und NRW-weit einzigartig ist seit dem 1. August die Ausbildung im Bildungsgang Berufsfachschule Sozialassistenz PiA, die in Kooperation mit den Pflegeschulen Herford organisiert ist. Drei verschiedene Abschlüsse - sowohl schulischer als auch beruflicher Natur - sind hier möglich, sagt Kaiser. "Das ist einmalig und ein guter Weg, um gegen den Fachkräftemangel in der Pflege anzugehen", so der Schulleiter.
Um den Mangel der Lehrkräfte aufzufangen, will die Ministerin weiterhin auf Seiteneinsteiger setzen. "Die sind herzlich willkommen, aber ein Pädagogikstudium hat schon seinen Sinn." Daher ist ein weiterer Baustein die Wertschätzung. Alltagshelfer sollen an den Grundschulen unterstützen. 400 dieser Stellen hat NRW geschaffen. Wertschätzung läuft aber auch über gerechte Bezahlung. Bis 2026 sollen alle ausgebildeten Lehrer A13 bekommen. Für die Anpassung der Besoldung sind Mehrausgaben von 900 Millionen Euro vorgesehen.
"Hündin Happy begrüßt Ministerin" aus „Neue Westfälische, 11. August 2023.
Text: Susanne Blersch
Fotos: Herr Thissen und Patrick Albrecht
Texte und Fotos sind urheberrechtlich geschützt. Weiterverwendung nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion.